Wäre es nicht toll, wenn das Wasser schon etwas vorgewärmt aus dem Hahn kommt? Ohne das zusätzliche Energie, für dessen Erwärmung benötigt wird? Verläuft die Kaltwasserleitung doch praktischerweise ohne Wärmedämmung durch den Technikraum. Wozu eine Wärmedämmung? Es handelt sich ja schließlich nur um eine Kaltwasserleitung (PWC).
Bedingt durch ihre fehlende Dämmung könnte die Kaltwasserleitung sogar Wärme aufnehmen. Wärme, also Energie, die dann später eben nicht aufgebracht werden muss, um das Kaltwasser auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Verführerische Temperaturen von bis zu 35 °C sind möglich und erfreuen den Verbraucher mit „kostenloser“ Energie für die Vorwärmung des Kaltwassers. -> Nun aber genug des Sarkasmus.
Leser meines Blogs wissen, dass wir damit in einem Temperaturbereich sind, der für uns gefährlich werden kann! Hier ein kurzer Rückblick auf den Blogbeitrag „Warum dieser Hype um die Legionellen“. Wie man der dortigen Auflistung entnehmen kann, gibt es die Probleme mit Legionellen eben nicht nur im Warmwasser, nein, auch im Kaltwasser werden wir aufgrund der zu Beginn genannten Verlege Praktiken mit dem Thema Legionellen konfrontiert. Wie man in dem Blogbeitrag sehen kann, liegt die Wohlfühltemperatur der Legionellen zwischen 35 °C und 45 °C. Ein Temperaturbereich, der im Kaltwasser durchaus schnell erreicht werden kann.
Die für Kaltwasser passenden Temperaturvorgaben finden sich in den allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a. R.d.T.). Dort z. B. in der DIN 1988 Teil 200 aus 05.2012 unter Punkt 3.6 und in der VDI-Richtlinie 6023 Blatt 1 aus 09.2023 unter Punkt 5.3.2 Abs. 1 und werden für Kaltwasser mit jeweils 25 °C als maximale Auslauftemperatur an der Entnahmestelle angegeben. Um die Auswirkung von Umgebungstemperaturen auf die Kaltwasserleitung zu veranschaulichen, schauen wir uns die nachfolgende Grafik an:
Als Beispiel nehmen wir die orangene Linie, die eine nach DIN 1988-200 Tabelle 8 Nr. 3 gedämmte Kaltwasserleitung darstellt. Die Umgebungstemperatur wird in der Grafik mit 26 °C angegeben. Schauen wir uns nun den Schnittpunkt der orangenen und roten Linie an: Fahren wir dann von dem Schnittpunkt nach unten, landen wir auf der Zeitachse bei ca. 3,5 h! Was heißt, dass nun? Das heißt, dass bei einer Umgebungstemperatur von lediglich 26 °C die Temperatur in der Kaltwasserleitung (PWC) nach 3,5 Stunden die maximal zulässige Temperatur an der Entnahmearmatur überschritten wurde. Nach sieben Stunden hat die Leitung bereits die herrschende Umgebungstemperatur angenommen. Würden wir mit einer höheren Umgebungstemperatur rechnen oder mit einer gänzlich fehlenden Wärmedämmung der Kaltwasserleitung (PWC) verkürzt sich die Dauer bis zur Aufwärmung entsprechend.
Fassen wir kurz zusammen: Da unser Trinkwasser nicht frei von Legionellen ist, besteht bereits im Kaltwasser das Risiko einer ungewollten Vermehrung und Kontamination. Um die Temperaturen einzuhalten, sind entsprechende Maßnahmen zu ergreifen: Nachträgliche Dämmung der Kaltwasserleitung, Verlegung getrennten von warmgehenden Leitungen (separater Schacht), Absenkung von Umgebungstemperaturen (Klimatisierung), Spülmaßnahmen oder Kaltwasserzirkulation mit aktiver Kühlung.
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